Gretchen von Ruth Berger

Gretchen von Ruth Berger

Anja Wylezol
Anja Wylezol
, 14.09.2023

Hallo liebe Freundinnen und Freunde der kriminellen Unterhaltung, heute möchte ich Ihnen erneut einen historischen Krimi empfehlen, einen, den ich vor mittlerweile fünfzehn Jahren gelesen habe und der mich nachhaltig beeindruckt hat.

“Gretchen” spielt 1771 in Frankfurt und erzählt die Geschichte der Susanna Margaretha Brandt, die ihr Neugeborenes getötet hat. Für den Prozess, den man ihr macht, interessiert sich ganz Frankfurt, unter anderem auch ein junger Schriftsteller dieser Zeit. Johann Wolfgang von Goethe ist nicht nur Zeuge im Gericht, sondern er wohnt auch der anschließenden Enthauptung der jungen Frau bei. Es muss ihn erschüttert haben, immerhin ist Susanna Brandt das Vorbild für Faustens Gretchen.
Ich weiß noch, dass ich das Buch anfing und mich gefragt habe, wieso es so dick ist, immerhin ist die eigentliche Geschichte schnell erzählt. Aber Ruth Berger, von Haus aus Historikerin, lässt sich Zeit beim Erzählen. Sie beschwört ein historisches Frankfurt herauf, das vermutlich sehr authentisch ist. Und obwohl ich wusste, wohin die Geschichte zwangsläufig führen würde, war die Spannung an manchen Stellen kaum auszuhalten.
Im 19. Jahrhundert änderten die deutschen Länder die Gesetze nach und nach, sodass eine Frau, die ihr Kind bei oder kurz nach der Geburt tötete, nicht mehr mit dem Tod bestraft wurde.
Das macht das Schicksal der jungen Susanna Brandt fast noch unerträglicher als ohnehin schon. Aber lesen Sie selbst! Eine Zeitreise, ein Gerichtsroman allererster Güte und natürlich ein Manifest, denn damals wie heute stellt sich an dieser Stelle doch immer die Frage, wo eigentlich die Männer sind. Oder?

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kartoniertes Buch, 462 S.
Sprache: Deutsch
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN: 9783499245442